Niedersachsen: Wurmberg (971,2 ü. NN)
Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen packten wir unsere sieben Sachen zusammen, beluden das Kfz und fuhren nach Braunlage, um am Fuße des Wurmbergs auf dem Parkplatz der Wurmbergseilbahn unsere Wanderung zum Wurmberggipfel zu starten. Die Straße von Schierke nach Braunlage führt durch ein malerisch gelegenes Dörfchen mit dem schmeichelhaften Namen „Elend“. Wir schmunzelten ein wenig als wir das Ortsschild passierten, richtig lachen mussten wir dann als wir am Wegesrand ein Schild sahen, das die vielversprechende Aufschrift trug: „freie Ferienwohnungen im Elendstal!“. Wer kann dazu schon nein sagen…?
Der Wurmberg wird offensichtlich für mannigfaltige sportliche Aktivitäten genutzt, so gibt es dort mehrere Skipisten mit Schleppliften und einer Gondelbahn, es gibt eine Downhill Mountainbike Strecke, Wege für „Monsterroller“ und sogar eine Skisprungschanze, die berühmt berüchtigte Wurmbergschanze von 1922, auf der Birger Ruud 1929 zum ersten Mal in der von ihm selbst entwickelten parallelen V-Technik mit Hände vorne und Mütze auf halb acht ins Tal flog. Angespornt von solch historischen Plätzen liefen wir flugs los und freuten uns über die wieder im Normalmodus befindliche Verdauung des Herrn Louis. Der Weg nach oben führte auf einfachen Wegen durch den Wald, das einzig spannende waren die Steilkurven und Sprünge der MTB-Strecke am Wegesrand. Leider waren die äußeren Bedingungen (kein Regen aber nasser Untergrund) nicht so, dass man viele Dowhiller erwarten konnte. Später haben wir zwei gesehen aber das war an einem eher unspektakulären Streckenabschnitt. Nach 2/3 der Stecke kamen wir an einen kleinen Rastplatz, den ein Stein mit der sympathischen Aufschrift „Bratwurst“ schmückte. Meine beiden Wanderkameraden waren sichtlich begeistert. Warum dieser Stein dort steht und wie er zum Titel "Bratwurst" kommt, war bei all dem Stress auf die Schnelle nicht herauszufinden. Rein spekulativ wurden gedanklich Verknüpfungen zum nahe gelegenen Parkplatz „Kaffeehorst“ gezogen, nach genauerer Überlegung aber wieder verworfen. Von der Bratwurst nur einige Gehminuten entfernt kamen wir in ein schreckliches Gebiet. Hier war vor kurzem der Wald gerodet worden, es wurde neblig, "schlammischer Bodden", man konnte fast nix sehen. Kurz, im Umkreis sah es aus wie in New York direkt nach „Sandy“. Später erfuhren wir dann, dass wir in der Einflugschneise der neuen Abfahrtspiste gestanden hatten. Das Projekt „Wurmberg 2015“ hat sich zur Aufgabe gemacht, den Wurmberg noch attraktiver für Wintersportfreunde zu gestalten. Mein Eindruck im Herbst: attraktiv ist was anderes.
Weiter gings nun vollkommen im Nebel Richtung Gipfel. Der letzte steile Anstieg stand uns noch bevor, wir standen am Auslauf der Skisprungschanze. Wir nahmen nicht die Treppen sondern gingen hundefreundlich den in Serpentinen angelegten Naturweg nach oben, rechter Hand die Schanze, linker Hand nix besonderes. Der Absprungtisch war wie die gesamte Anlaufspur in desolatem Zustand und das, obwohl erst im Jahres 2011 ein Weltcupspringen dort stattgefunden hatte. Echt, ein Weltcupspringen am Wurmberg? Na ja, halt eins der Damen. Das ist zwar nur ungefähr so viel Wert wie die Stadtmeisterschaft von Klingental aber trotzdem muss die Schanze damals zumindest in funktionstüchtigem Zustand gewesen sein. Aktuell wachsen kleine Bäume durch den Schanzentisch… Sei´s drum, wir waren nun oben auf dem Gipfel, der zwar nicht mehr im Wald lag aber wegen des Nebels (oder waren das dort oben in luftiger Höhe doch eher Wolken) gleichwohl keinen Blick auf die schönen Höhen des Harz freigab. Erst wurden Fotos gemacht und dann in das Gipfelrestaurant eingekehrt. Gut gewärmt von einem Holzofen ruhten wir uns etwas aus, zogen trockene Kleidung über (so ein Aufstieg ist schweisstreibend) und begaben uns dann leichten Herzens wieder in den Abstieg. Zunächst nahmen wir den gleichen Weg wie im Aufstieg, „Sandy“, Bratwurst usw. ließen wir liegen, im unteren Abschnitt kürzten wir dann etwas ab. Ruck zuck waren wir wieder am Auto und fuhren gen Heimat, zwischendurch stoppten wir für ein umfangreiches Mittagsmahl, um später noch viele Male unfreiwillig anzuhalten, da die Autobahn am Sonntag genauso voll war wie am Freitagnachmittag. Warum?
Fazit: im Gegensatz zum reizvollen Eckerlochsteig auf den Brocken sind die Wege auf den Wurmberg unspektakuläre Skipisten oder Rodelbahnen, die im Frühling, Sommer und Herbst dafür bezahlen müssen, dass im Winter dort Sport betrieben wird. Auch weil durch das suboptimale Wetter keine Aussicht möglich war, hat mir die Wanderung nicht so gut gefallen. Abschließend will ich aber nicht das Fallbeil über den Wurmberg fällen, da ich mir vorstellen kann, dass es dort bei Sonnenschein und Fernsicht sowohl im Winter als auch im Sommer viele schöne Flecken gibt. Vielleicht kommen wir dann noch mal zurück, die Birte, der Herr Louis und ich.