Sachsen-Anhalt:
Brocken (1.141,1 ü. NN)
Mit dem Ausflug in den Harz stand am Wochenende 03.-.04.
November der vorletzte Trip des 16summits Projektes an. Der Gipfel des Brockens
in Sachsen-Anhalt und der des Wurmbergs in Niedersachsen sind nur einige Wanderkilometer
voneinander entfernt. Es bot sich quasi an, daraus ein Wanderwochenende im Harz
zu machen und das sollte nun an diesem wunderschönen ersten Novemberwochenende
bei herrlichem Altweibersommer und für die Jahreszeit äußerst milden
Temperaturen geschehen.
Soweit die Theorie. Leider war das Wetter dann nicht ganz so
freundlich wie gewünscht und wir kamen auf dem Anstieg zum Brockengipfel in den
Genuss der ersten Schneewanderung dieser Saison. Aber der Reihe nach:
Freitag um 15:00 Uhr sollte es für Birte, den Herrn Louis
und mich in Igstadt losgehen. Als Basislager wurde eine Pension in Schierke
(der bekannten Metropole am Fuße des Brockens, ich sag nur Schierker
Feuerstein…) ausgewählt. Pünktlich im 16:00 Uhr fuhren wir dann auch
tatsächlich los und wie an einem Freitagnachmittag nicht anders zu erwarten,
gondelten wir von einem Stau in den nächsten. Dem Herrn Louis war wegen des
ständigen Anfahrens und wieder Abbremsens unwohl und so mussten wir zwei
außerplanmäßige Boxenstopps einlegen, um seine Hundebox im Kofferraum vom
Inhalt seines Magens zu befreien. Den Höhepunkt fand das nervtötende Gegurke
dann auf der A7, als die Autobahn gesperrt wurde, weil eine von der Polizei
verfolgte Frau aus Norddeutschland in Selbsttötungsabsicht unterwegs war und
man sie dort ausbremsen wollte. Anscheinend ist die Sache glimpflich
ausgegangen und unser Stau löste sich schon nach einer Ewigkeit wieder auf. Ich
dachte immer, Frauen hätten eine Vorliebe fürs Vergiften...
Gegen 21 Uhr waren wir endlich am Ziel, Wetterlage:
windig mit Regen. Wir bezogen schnell unsere Kammer unterm Dach (mit Hund
bekommt man immer das neuste und schönste Zimmer des Hauses) und suchten nach
einem Restaurant, das noch geöffnet hatte. Wir waren uns nicht der Tatsache
bewusst, dass der ortsübliche Küchenschluss bereits um 21:00 Uhr ist.
Glücklicherweise fanden wir dann doch noch eine Gaststätte mit geöffneter Küche
und genossen lokale Spezialitäten: als Vorspeise zwei Frühlingsrollen und als
Hauptgerichte die 25 und die 31, scharf. Die Nacht war dann ruhig, ab und an
wurde man durch das Grummeln in Herrn Louis` Magen kurz aufgeschreckt.
Der ursprüngliche Plan für den nächsten Tag sah eine
Rundwanderung von Schierke ausgehend über den Brocken zum Wurmberg und wieder
zurück nach Schierke vor, knapp 15 km mit 6,5h netto Gehzeit. Der Blick aus dem
Fenster führte aber schnell (sofort) zu einer Plananpassung: Samstag hoch auf
dem Brocken und wieder zurück, Sonntag auf den Wurmberg und dann heim. Das
Frühstück war entsprechend unserer Kammer und um 9:30 Uhr waren wir
abmarschbereit. Es ging vorbei an einem Gebäudekomplex irgendeiner Gewerkschaft
hinein in den Nationalpark Harz und relativ bald rechts ab in den
Eckerlochsteig, der fast direkt und geradeaus zum Brockengipfel führt. Es
regnete jetzt nicht mehr wirklich und das Wandern machte Spaß. Der Weg geht
über Stock und Stein, etwas glitschig aber auf jeden Fall abwechslungsreicher
und kurzweiliger als eine Wanderautobahn. Irgendwann überquerten wir zum ersten
Mal die Gleise der Brockenbahn und dann war es soweit: wir überholten den
Brocken-Benno (http://www.brocken-benno.de/).
In diesem Moment wussten wir das noch nicht, da uns sein Gesicht nicht so
geläufig war aber im Nachhinein muss man diesen Augenblick doch als historisch
einstufen. Kurz darauf erreichten wir die Schneefallgrenze. Am Vortag hatte es
dort oben wohl ordentlich geschneit und auch jetzt begann es wieder ganz
leicht. Dem Herr Louis hat´s gefallen, Birte zog sich noch ein Jäckchen über.
Wir waren nun eine gute Stunde unterwegs und kamen raus aus dem Wald auf die
Brockenstraße. Da die schützenden Bäume nicht mehr den Wind abhielt, fiel die
gefühlte Temperatur um 10 Grad. Wir kämpften uns bei widrigsten Bedingungen die
Brockenstraße entlang dem Gipfel entgegen und erreichten das Plateau so gegen
11 Uhr. Schnell wurden die obligatorischen Fotos geknipst, doch ähnlich wie in
der lebensfeindlichen Umgebung eines
Achttausendergipfels wollten wir auch dort nicht lange verweilen, sondern stiegen
wieder etwas hinab, um uns in der Bahnhofsgaststätte der Brockenbahn ein wenig
aufzuwärmen. Dort kam es dann zur zweiten Begegnung mit dem legendären
Bocken-Benno: direkt über der Sitzbank, auf der wir Platz genommen hatten, war
ein Nagel in der Wand, an dem kein Bild hing. Ich dachte noch so für mich, da
gehört doch eigentlich ein Bild vom Reinhold Messner hin und dann kam der Benno
auch schon und hatte ein Bild vom Reinhold Messner dabei, das er an den bereits
vorhandenen den Nagel hing. Das alte wurde gestohlen, erklärte er uns. Im
Anschluss genehmigte er sich noch einen Schnaps und schwupps war er wieder
verschwunden, der Benno. Nach einer Weile machten wir uns dann auch an den
Abstieg und wunderten uns, wie viele Menschen bei diesem doch ungemütlichen
Wetter entgegen kamen. Und wie sie gekleidet waren, welche Schuhe sie an
hatten. Und warum sie ihren kleinen Kindern keine Handschuhe angezogen hatten.
Oben lag Schnee und es stürmte, beides keine Überraschungen auf dem Brocken.
Aber ich muss nicht alles verstehen, hab ich ja schon auf der Zugspitze
festgestellt. Der Abstieg (gleicher Weg wie Aufstieg) dauerte dann eine gute
Stunde und für den Rest des Tages hielten wir uns, bis auf ein kürzeres
Gassi-Gehen am Abend, in warmen Räumen auf. Abends gab es frische Waldpilze mit
Bratkartoffeln, ich hatte noch ein Rumpsteak dazu…
Fazit: als
höchster Berg Norddeutschlands ist der Brocken eine Berühmtheit. Seine Abhörstation
zu Spionagezwecken in DDR-Zeiten und die Erstürmung dieser Anlage durch DDR Demonstranten
am 3. Dezember 1989 sind Zeitgeschichte. Als Blocksberg ist er Mittelpunkt
vieler Sagen und Geschichten. Eine Reise dorthin und eine Besteigung lohnen
sich auf jeden Fall, egal bei welchem Wetter.
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