Donnerstag, 26. Juli 2012

THÜRINGEN, Großer Beerberg


Thüringen: Großer Beerberg (982 m ü. NN)

Der ursprüngliche Plan sah eigentlich vor, am 21.07.2012 die Zugspitze zu bestiegen. Doch der Sommer das Jahres 2012 glänzte auch an diesem Wochenende mit vornehmer Zurückhaltung und so führte das angekündigte Sinken der Schneefallgrenze auf 2500m dazu, die Zugspitzexkursion zurückzustellen und einen Berg zu ins Auge zu fassen, auf dessen Gipfel man keinen Wintereinbruch befürchten musste. Gemeinsam mit meinem Kumpel Björn entschieden wir, den Großen Beerberg in Thüringen zu erwandern. Es ging also nach Oberhof, Wintersportmekka, Zentrum für Leistungssport, Trainingsmittelpunkt von Sportkoryphäen wie Andrea Henkel, Arnd Peiffer, Tino Edelmann oder Kevin Kuske. Gelegen auf den Höhen des Thüringer Waldes, umgeben von Bäumen und Sträuchern ist Oberhof ausgestattet mit 1a Trainings- und Wettkampfanlagen und vermutlich auch mit einer kreativen medizinischen Versorgung.

Kurzfristig wurde eine Unterkunft gebucht, was nicht besonders schwierig war, da im Sommer dort deutlich weniger Gäste sind als im Winter. Das 1.300 Einwohner Städtchen beherbergt im Winter über 100.000 Gäste pro Saison und hat deshalb die Infrastruktur von Lloret de Mar…. Wir fuhren morgens 0630 Uhr los und erreichten ohne Probleme um 0900 Uhr Oberhof. Zunächst mussten wir unsere Energiespeicher auffüllen, um die Grundlagen zum Gelingen einer Expedition dieses Ausmaßes zu schaffen. Also sind wir in eine Bäckerei gestürmt und haben einige belegte Brötchen verdrückt. Dort hatten wir auch den ersten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Und wie das bei abgelegenen Bergvölkern öfters festgestellt werden kann, so hatten wir auch hier von Anfang an den Eindruck, dass nicht überall und ausschließlich gute Laune vorherrscht.

Als wir in der Bäckerei saßen und frühstückten, begann es leicht zu regnen. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, regnete es stärker und als wir uns dann bergfein auf den Weg zum Großen Beerberg machen wollten, schüttete es. Wir warteten, es änderte sich nichts. Also fuhren wir mit dem Auto dem Berg entgegen, verringerten die Distanz zwischen uns und dem Gipfel, es regnete weiterhin. Zum Glück waren wir nicht auf dem Weg zur Zugspitze. Wir hielten an einem Wanderparkplatz mit Bushaltestelle und entschieden uns trotz der widrigen Umstände den Aufstieg anzutreten. Es war uns sicherlich bewusst, dass Schlechtwetter in den Bergen große Gefahren mit sich bringen kann, doch der Ruf des Bergs war stärker. Der Regen ließ etwas nach, wir waren, Ottmar Hitzfeld würde sagen, topmotiviert, es konnte losgehen. Der Weg zum Gipfel war lang, 2,6 Kilometer, zumeist bergauf. Der Regen wurde wieder stärker, auf dem Pfad kamen uns Sturzbäche entgegen, die nicht vorhandene Regenhose war nach kürzester Zeit durchnässt. Wir wanderten am Limit. Nach ewig langen 20 Minuten waren wir im Gipfelbereich angekommen und hier sollte nun die größte Herausforderung auf uns warten. Als ob die Hindernisse bisher nicht hoch genug waren, standen wir nun vor der Frage: wo ist der Gipfel? Das Gipfelplateau des Großen Beerbergs ist ein als Biosphärenreservat ausgewiesenes Hochmoor und somit gänzlich unberührte Natur. Wir folgten also einem der offiziell nicht vorhandenen Trampelpfade in die Richtung, in der gemäß unseres High-Tech Mobiltelefons der Gipfel sein sollte. Nach einer Weile sahen wir tatsächlich einen Stein, der aussah, als wäre er eine Gipfelmarkierung. Wir waren am Ziel. Die Freude war grenzenlos, sollten sich all die Mühen und Entbehrungen, die viele Zeit und der fast halbstündige Aufstieg wirklich gelohnt haben? Es schien so. Obwohl, gefühlt stand der Stein eigentlich in einer Senke. Ohne den Stein hätte man nicht vermutet, dass dort der Gipfel sei. Nur um sicher zu gehen liefen wir noch ein Stück Richtung Süd Süd-West, fanden dort eine Messstation für Höhe, Feuchte oder Dingsbums. Jedenfalls war uns klar, eine solche Installation wird nur auf dem höchsten Punkt angebracht, wir waren am Ziel. Sicherheitshalber liefen wir noch etwas umher, sahen noch einen anderen Punkt, der notfalls als Gipfel hätte herhalten können und verließen das Hochmoor, das auch ob der anhaltenden Regenfälle seinem Namen alle Ehre machte, mit der Gewissheit, irgendwann in den letzten Minuten auf jeden Fall auf dem höchsten Punkt Thüringens gewesen zu sein. Nach einiger Zeit kamen wir auf unserem Rückweg an einer Schutzhütte vorbei, wo wir Rast machten und den vom Lumbo extra aus Südtirol eingeführten Schinkenspeck (wie er nur von den Einheimischen gegessen wird) verköstigten. Auf dem Weiterweg zum Auto ließ der Regen langsam nach. Das Abenteuer Großer Beerberg Besteigung war Geschichte.

Um uns einigermaßen von den Strapazen des Morgens zu erholen begaben wir uns in unser Hotel und nickerten erst mal eine Runde, während bei RTL schon wieder der Alonso die Pole holte. Der Rest des Ausflugs ist schnell berichtet: Essen, Wanderung zur Biathlon Arena mit angeschlossener Langlaufhalle, in der auch im Sommer Wintersport betrieben werden kann, Bob- und Rodelbahn, Feuerwehrfest (http://www.feuerwehr-oberhof-th.de), Waldmarie (http://www.waldmarie-oberhof.de/), halb vier ins Bett, am nächsten Morgen Frühstück, Fahrt zur Skisprunganlage, Abfahrt nach Hause, Ankunft Sonntag 1300, alles Gut.

Fazit: Oberhof ist eine Reise wert, auch im Sommer. Im Gegensatz zu den Juxplatz-Sommerrodelbahnen auf Erbeskopf und Wasserkuppe kann dort richtiger Sport betrieben und betrachtet werden. Die Langlaufstrecke zur Biathlonarena war überraschend steil, Langlauf im Sommer kann auch Mal ein Gag sein, man wird beim Wandern im Wald dauernd von sehr schnellen und offensichtlich sehr austrainierten Joggern überholt (vor Ort sind ein Sportinternat und eine Sportförderkompanie der Bundeswehr), jeder Zweite im Supermarkt hat Sportklamotten an die aussehen wie die von Magdalena Neuner und Michi Greis. Na ja, und auf dem Feuerwehrfest wurde Bier ausgeschenkt, in der Waldmarie überraschenderweise auch….



















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