Thüringen: Großer
Beerberg (982 m ü. NN)
Der ursprüngliche Plan sah eigentlich vor, am 21.07.2012 die
Zugspitze zu bestiegen. Doch der Sommer das Jahres 2012 glänzte auch an diesem
Wochenende mit vornehmer Zurückhaltung und so führte das angekündigte Sinken
der Schneefallgrenze auf 2500m dazu, die Zugspitzexkursion zurückzustellen und
einen Berg zu ins Auge zu fassen, auf dessen Gipfel man keinen Wintereinbruch
befürchten musste. Gemeinsam mit meinem Kumpel Björn entschieden wir, den
Großen Beerberg in Thüringen zu erwandern. Es ging also nach Oberhof,
Wintersportmekka, Zentrum für Leistungssport, Trainingsmittelpunkt von
Sportkoryphäen wie Andrea Henkel, Arnd Peiffer, Tino Edelmann oder Kevin Kuske.
Gelegen auf den Höhen des Thüringer Waldes, umgeben von Bäumen und Sträuchern
ist Oberhof ausgestattet mit 1a Trainings- und Wettkampfanlagen und vermutlich
auch mit einer kreativen medizinischen Versorgung.
Kurzfristig wurde eine Unterkunft gebucht, was nicht
besonders schwierig war, da im Sommer dort deutlich weniger Gäste sind als im
Winter. Das 1.300 Einwohner Städtchen beherbergt im Winter über 100.000 Gäste
pro Saison und hat deshalb die Infrastruktur von Lloret de Mar…. Wir fuhren
morgens 0630 Uhr los und erreichten ohne Probleme um 0900 Uhr Oberhof. Zunächst mussten
wir unsere Energiespeicher auffüllen, um die Grundlagen zum Gelingen einer
Expedition dieses Ausmaßes zu schaffen. Also sind wir in eine Bäckerei gestürmt
und haben einige belegte Brötchen verdrückt. Dort hatten wir auch den ersten
Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Und wie das bei abgelegenen Bergvölkern
öfters festgestellt werden kann, so hatten wir auch hier von Anfang an den
Eindruck, dass nicht überall und ausschließlich gute Laune vorherrscht.
Als wir in der Bäckerei saßen und frühstückten, begann es
leicht zu regnen. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, regnete es stärker
und als wir uns dann bergfein auf den Weg zum Großen Beerberg machen wollten,
schüttete es. Wir warteten, es änderte sich nichts. Also fuhren wir mit dem
Auto dem Berg entgegen, verringerten die Distanz zwischen uns und dem Gipfel,
es regnete weiterhin. Zum Glück waren wir nicht auf dem Weg zur Zugspitze. Wir
hielten an einem Wanderparkplatz mit Bushaltestelle und entschieden uns trotz
der widrigen Umstände den Aufstieg anzutreten. Es war uns sicherlich bewusst,
dass Schlechtwetter in den Bergen große Gefahren mit sich bringen kann, doch
der Ruf des Bergs war stärker. Der Regen ließ etwas nach, wir waren, Ottmar
Hitzfeld würde sagen, topmotiviert, es konnte losgehen. Der Weg zum Gipfel war
lang, 2,6 Kilometer, zumeist bergauf. Der Regen wurde wieder stärker, auf dem Pfad
kamen uns Sturzbäche entgegen, die nicht vorhandene Regenhose war nach
kürzester Zeit durchnässt. Wir wanderten am Limit. Nach ewig langen 20 Minuten
waren wir im Gipfelbereich angekommen und hier sollte nun die größte
Herausforderung auf uns warten. Als ob die Hindernisse bisher nicht hoch genug
waren, standen wir nun vor der Frage: wo ist der Gipfel? Das Gipfelplateau des
Großen Beerbergs ist ein als Biosphärenreservat ausgewiesenes Hochmoor und
somit gänzlich unberührte Natur. Wir folgten also einem der offiziell nicht
vorhandenen Trampelpfade in die Richtung, in der gemäß unseres High-Tech Mobiltelefons
der Gipfel sein sollte. Nach einer Weile sahen wir tatsächlich einen Stein, der
aussah, als wäre er eine Gipfelmarkierung. Wir waren am Ziel. Die Freude war grenzenlos,
sollten sich all die Mühen und Entbehrungen, die viele Zeit und der fast
halbstündige Aufstieg wirklich gelohnt haben? Es schien so. Obwohl, gefühlt
stand der Stein eigentlich in einer Senke. Ohne den Stein hätte man nicht
vermutet, dass dort der Gipfel sei. Nur um sicher zu gehen liefen wir noch ein
Stück Richtung Süd Süd-West, fanden dort eine Messstation für Höhe, Feuchte
oder Dingsbums. Jedenfalls war uns klar, eine solche Installation wird nur auf
dem höchsten Punkt angebracht, wir waren am Ziel. Sicherheitshalber liefen wir
noch etwas umher, sahen noch einen anderen Punkt, der notfalls als Gipfel hätte
herhalten können und verließen das Hochmoor, das auch ob der anhaltenden
Regenfälle seinem Namen alle Ehre machte, mit der Gewissheit, irgendwann in den
letzten Minuten auf jeden Fall auf dem höchsten Punkt Thüringens gewesen zu
sein. Nach einiger Zeit kamen wir auf unserem Rückweg an einer Schutzhütte
vorbei, wo wir Rast machten und den vom Lumbo extra aus Südtirol eingeführten
Schinkenspeck (wie er nur von den Einheimischen gegessen wird) verköstigten.
Auf dem Weiterweg zum Auto ließ der Regen langsam nach. Das Abenteuer Großer
Beerberg Besteigung war Geschichte.
Um uns einigermaßen von den Strapazen des Morgens zu erholen
begaben wir uns in unser Hotel und nickerten erst mal eine Runde, während bei
RTL schon wieder der Alonso die Pole holte. Der Rest des Ausflugs ist schnell
berichtet: Essen, Wanderung zur Biathlon Arena mit angeschlossener
Langlaufhalle, in der auch im Sommer Wintersport betrieben werden kann, Bob-
und Rodelbahn, Feuerwehrfest (http://www.feuerwehr-oberhof-th.de), Waldmarie (http://www.waldmarie-oberhof.de/),
halb vier ins Bett, am nächsten Morgen Frühstück, Fahrt zur Skisprunganlage, Abfahrt
nach Hause, Ankunft Sonntag 1300, alles Gut.
Fazit: Oberhof
ist eine Reise wert, auch im Sommer. Im Gegensatz zu den
Juxplatz-Sommerrodelbahnen auf Erbeskopf und Wasserkuppe kann dort richtiger
Sport betrieben und betrachtet werden. Die Langlaufstrecke zur Biathlonarena
war überraschend steil, Langlauf im Sommer kann auch Mal ein Gag sein, man wird
beim Wandern im Wald dauernd von sehr schnellen und offensichtlich sehr austrainierten
Joggern überholt (vor Ort sind ein Sportinternat und eine Sportförderkompanie
der Bundeswehr), jeder Zweite im Supermarkt hat Sportklamotten an die aussehen
wie die von Magdalena Neuner und Michi Greis. Na ja, und auf dem Feuerwehrfest
wurde Bier ausgeschenkt, in der Waldmarie überraschenderweise auch….
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