Nordrhein-Westfahlen:
Langenberg (843,2 ü. NN)
Gut zwei Monate nach der erfolgreichen Besteigung der
Zugspitze stand am 21. Oktober die nächste Expedition ins Haus: der Langenberg,
höchster Gipfel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und weit über die Grenzen
des Hochsauerlandkreises unbekannt. Wenn man sich im Bekanntenkreis umhört,
dann kennt den Langenberg eigentlich niemand, zu Unrecht wie ich feststellen
durfte.
Aber der Reihe nach (diese Formulierung habe ich bei
Olaf abgeguckt…): die Wettervorhersage für das Wochenende um den 21.10. war
ausgesprochen hervorragend und so entschloss ich mich kurzfristig, diese
wahrscheinlich letzte Rückkehr des Sommers in diesem Jahr zu nutzen, um einen
der vier noch ausstehenden Gipfel zu besteigen. Nachteil an der spontanen
Entscheidung: ich war allein. Ganz allein? Nein, der Herr Louis wurde
eingepackt und mitgenommen. Gerade rechtzeitig von seiner Pfoten Operation
genesen, zwar noch nicht in Topform aber wie immer äußerst „uffgerecht“, als
ich am Sonntag Morgen um 6:30 Uhr meine sieben Sachen zusammenpackte, um ins
Hochsauerland zu donnern. Ein Basislager vor Ort war dieses Mal nicht von Nöten,
da der Transfer von Igstadt nach Bruchhausen (20 km entfernt vom
Wintersportmekka Winterberg, wer kennt es nicht) locker am gleichen Tag vor dem
Einstieg in den Berg bewerkstelligt werden konnte. Die Anreise erfolgte dann
auch ohne nennenswerte Störungen, wenn man einmal von der u. U. etwas zu
schnellen Vorbeifahrt an der Stadt Marburg absieht. Wird ein schönes Foto werden…
Um halb zehn waren der Feine und ich am Ziel und somit am
Start unserer Besteigung des Langenbergs, der in der öffentlichen Wahrnehmung
immer hinter dem „Kahlen Asten“ zurücksteht, obwohl der mehr als einen Meter
kleiner ist. Das liegt wohl auch daran, dass der Kahle Asten auf Wetterkarten
verzeichnet ist und so auch oft im Radio genannt wird. Außerdem gibt es auf
seinem Gipfel einen Aussichtsturm und ein Restaurant – das alles gibt es auf
dem Langenberg nicht. Los ging`s in Olsberg-Bruchhausen an der Kirche, immer
nach oben, eine Zeit lang durch Straßen bis man den Ortsrand erreicht und einem
Forstweg folgt. Hier war dann auch der erste Tümpel und dem Herrn Louis war klar,
dass nur wegen ihm da jetzt ein Gewässer ist. Also nix wie rein. Gut dann,
weiter in Richtung des ersten Zwischenziels, dem Richtplatz. Vorher galt es
einige etwas steilere Höhenmeter zu machen und hier war es das letzte Mal, dass
der frisch gekühlte Labrador mit Vier-Fuß-Antrieb das Tempo vorgab. Die
Temperaturen stiegen und ich krempelte meine Hosenbeine hoch. Die taufeuchten
Wiesen begannen zu trocknen und die Sonne strahlte durch die Bäume. Nach einer
viertel Stunde wurde es wieder flacher, dort oben besteht die Vegetation aus
einer Hochheide, man hat tolle Blicke über das Hochsauerland zu den
benachbarten Gipfeln. Vom Richtplatz dauerte es noch eine dreiviertel Stunde
und wir erreichten den Gipfel. Es gab einen schön naturnah hergerichteten Platz
mit Gipfelkreuz und Stein, eine Bank und einen Tisch mit Bänken sowie eine
Holzhängematte, in der ein Fahrradfahrer lag. Alles nicht übertrieben und
ansprechend in die Umgebung integriert. Für mich eine wohltuende Abwechslung zu
den aufgemotzten Bauten auf Wasserkuppe, Erbeskopf oder vielleicht auch Kahler
Asten. Mir hat´s gefallen und der Herr Louis und ich machten eine kurze
Ruhepause, aßen etwas vom mitgebrachten Nudelsalat und lauschten den Gesprächen
der anderen Wanderer, die auch das schöne Wetter zu einem Ausflug auf den
Langenberg nutzten. Überraschenderweise war den meisten, die dort oben ankamen,
vorher nicht bewusst, dass sie auf den höchsten Berg von NRW stiefelten. Erst
als sie den Stein mit der Inschrift lasen, waren sie sich dieser doch sehr
wichtigen Tatsache bewusst. Irgendwann brachen wir dann wieder auf und machten
uns an den Abstieg. Wir folgten weiter dem Langenbergrundwanderweg B3 und
kamen nach kurzer Zeit in einen Wald. Das war sehr schade, denn die Sicht dort
oben und vor allem der Blick über die Höhen des Hochsauerlandes war teilweise spektakulär.
Das Wetter war perfekt, perfekt war auch die Färbung der Laubbäume im Kontrast zum Grün
der Nadelbäume und auch die Temperaturen waren sehr angenehm. Dem Herrn Louis
war´s dann jetzt aber doch zu warm und außerdem hatte er keinen Bock mehr. Also
trottete er hinter mir her, vorbei an einem Skilift, den ganzen Weg nach unten.
Ich glaube, wir hätten keinen Kilometer mehr weiter gehen dürfen, dann hätte er
gestreikt. Er ist halt auch keine 5 mehr…
Die Rückfahrt dauerte dann eine Ecke länger als die Hinfahrt,
weil anscheinend ein PKW auf der Autobahn gedacht hat, er müsste mal ´ne
spontane Selbstentzündung ausprobieren und damit den Verkehr auf der A5
lahmlegen. Egal, um fünf waren wir wieder daheim, der Herr Louis war wieder
erholt und ich hatte meinen 13. Gipfel in the sack, wie Trapatoni zu sagen
pflegt.
Fazit: Insgesamt
waren wir 14 km unterwegs, ca. 4h brutto Gehzeit und es hat sich gelohnt. Zwei
Stunden An- und drei Stunden Abreise sind zwar für eine Gassi-geh-Runde etwas
happig aber so was macht man ja nicht alle Tage. Der Langenberg gefällt durch
seine Unaufgeregtheit und seine Natürlichkeit. Wenn man an NRW denkt, assoziiert
man so was gar nicht. Da hat man doch eher das Ruhrgebiet mit Perlen wie
Duisburg oder Oberhausen und vielleicht noch das Rheinland im Kopf. Das
Hochsauerland gehört aber auch dazu und ist an einem Tag, für den die
Beschreibung „Altweibersommer“ erfunden wurde, auf jeden Fall einen Ausflug
wert.