Montag, 22. Oktober 2012

NORDRHEIN-WESTFALEN, Langenberg


Nordrhein-Westfahlen: Langenberg (843,2 ü. NN)

Gut zwei Monate nach der erfolgreichen Besteigung der Zugspitze stand am 21. Oktober die nächste Expedition ins Haus: der Langenberg, höchster Gipfel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und weit über die Grenzen des Hochsauerlandkreises unbekannt. Wenn man sich im Bekanntenkreis umhört, dann kennt den Langenberg eigentlich niemand, zu Unrecht wie ich feststellen durfte.

Aber der Reihe nach (diese Formulierung habe ich bei Olaf abgeguckt…): die Wettervorhersage für das Wochenende um den 21.10. war ausgesprochen hervorragend und so entschloss ich mich kurzfristig, diese wahrscheinlich letzte Rückkehr des Sommers in diesem Jahr zu nutzen, um einen der vier noch ausstehenden Gipfel zu besteigen. Nachteil an der spontanen Entscheidung: ich war allein. Ganz allein? Nein, der Herr Louis wurde eingepackt und mitgenommen. Gerade rechtzeitig von seiner Pfoten Operation genesen, zwar noch nicht in Topform aber wie immer äußerst „uffgerecht“, als ich am Sonntag Morgen um 6:30 Uhr meine sieben Sachen zusammenpackte, um ins Hochsauerland zu donnern. Ein Basislager vor Ort war dieses Mal nicht von Nöten, da der Transfer von Igstadt nach Bruchhausen (20 km entfernt vom Wintersportmekka Winterberg, wer kennt es nicht) locker am gleichen Tag vor dem Einstieg in den Berg bewerkstelligt werden konnte. Die Anreise erfolgte dann auch ohne nennenswerte Störungen, wenn man einmal von der u. U. etwas zu schnellen Vorbeifahrt an der Stadt Marburg absieht. Wird ein schönes Foto werden…

Um halb zehn waren der Feine und ich am Ziel und somit am Start unserer Besteigung des Langenbergs, der in der öffentlichen Wahrnehmung immer hinter dem „Kahlen Asten“ zurücksteht, obwohl der mehr als einen Meter kleiner ist. Das liegt wohl auch daran, dass der Kahle Asten auf Wetterkarten verzeichnet ist und so auch oft im Radio genannt wird. Außerdem gibt es auf seinem Gipfel einen Aussichtsturm und ein Restaurant – das alles gibt es auf dem Langenberg nicht. Los ging`s in Olsberg-Bruchhausen an der Kirche, immer nach oben, eine Zeit lang durch Straßen bis man den Ortsrand erreicht und einem Forstweg folgt. Hier war dann auch der erste Tümpel und dem Herrn Louis war klar, dass nur wegen ihm da jetzt ein Gewässer ist. Also nix wie rein. Gut dann, weiter in Richtung des ersten Zwischenziels, dem Richtplatz. Vorher galt es einige etwas steilere Höhenmeter zu machen und hier war es das letzte Mal, dass der frisch gekühlte Labrador mit Vier-Fuß-Antrieb das Tempo vorgab. Die Temperaturen stiegen und ich krempelte meine Hosenbeine hoch. Die taufeuchten Wiesen begannen zu trocknen und die Sonne strahlte durch die Bäume. Nach einer viertel Stunde wurde es wieder flacher, dort oben besteht die Vegetation aus einer Hochheide, man hat tolle Blicke über das Hochsauerland zu den benachbarten Gipfeln. Vom Richtplatz dauerte es noch eine dreiviertel Stunde und wir erreichten den Gipfel. Es gab einen schön naturnah hergerichteten Platz mit Gipfelkreuz und Stein, eine Bank und einen Tisch mit Bänken sowie eine Holzhängematte, in der ein Fahrradfahrer lag. Alles nicht übertrieben und ansprechend in die Umgebung integriert. Für mich eine wohltuende Abwechslung zu den aufgemotzten Bauten auf Wasserkuppe, Erbeskopf oder vielleicht auch Kahler Asten. Mir hat´s gefallen und der Herr Louis und ich machten eine kurze Ruhepause, aßen etwas vom mitgebrachten Nudelsalat und lauschten den Gesprächen der anderen Wanderer, die auch das schöne Wetter zu einem Ausflug auf den Langenberg nutzten. Überraschenderweise war den meisten, die dort oben ankamen, vorher nicht bewusst, dass sie auf den höchsten Berg von NRW stiefelten. Erst als sie den Stein mit der Inschrift lasen, waren sie sich dieser doch sehr wichtigen Tatsache bewusst. Irgendwann brachen wir dann wieder auf und machten uns an den Abstieg. Wir folgten weiter dem Langenbergrundwanderweg B3 und kamen nach kurzer Zeit in einen Wald. Das war sehr schade, denn die Sicht dort oben und vor allem der Blick über die Höhen des Hochsauerlandes war teilweise spektakulär. Das Wetter war perfekt, perfekt war auch die Färbung der Laubbäume im Kontrast zum Grün der Nadelbäume und auch die Temperaturen waren sehr angenehm. Dem Herrn Louis war´s dann jetzt aber doch zu warm und außerdem hatte er keinen Bock mehr. Also trottete er hinter mir her, vorbei an einem Skilift, den ganzen Weg nach unten. Ich glaube, wir hätten keinen Kilometer mehr weiter gehen dürfen, dann hätte er gestreikt. Er ist halt auch keine 5 mehr…

Die Rückfahrt dauerte dann eine Ecke länger als die Hinfahrt, weil anscheinend ein PKW auf der Autobahn gedacht hat, er müsste mal ´ne spontane Selbstentzündung ausprobieren und damit den Verkehr auf der A5 lahmlegen. Egal, um fünf waren wir wieder daheim, der Herr Louis war wieder erholt und ich hatte meinen 13. Gipfel in the sack, wie Trapatoni zu sagen pflegt.

Fazit: Insgesamt waren wir 14 km unterwegs, ca. 4h brutto Gehzeit und es hat sich gelohnt. Zwei Stunden An- und drei Stunden Abreise sind zwar für eine Gassi-geh-Runde etwas happig aber so was macht man ja nicht alle Tage. Der Langenberg gefällt durch seine Unaufgeregtheit und seine Natürlichkeit. Wenn man an NRW denkt, assoziiert man so was gar nicht. Da hat man doch eher das Ruhrgebiet mit Perlen wie Duisburg oder Oberhausen und vielleicht noch das Rheinland im Kopf. Das Hochsauerland gehört aber auch dazu und ist an einem Tag, für den die Beschreibung „Altweibersommer“ erfunden wurde, auf jeden Fall einen Ausflug wert.












Mittwoch, 3. Oktober 2012

BAYERN, Zugspitze


Bayern: Zugspitze (2962 m ü. NN)

Am 17.08.2012 war es dann soweit, die Königsetappe stand vor der Tür: nach den vielen Trainingswanderungen auf Bergriesen in Bremen, MeckPomm oder Brandenburg gings nun auf die Zugspitze, ab dann.

Da der Vorabend in der „Hemingway Lounge“ unseres Hotels nicht ganz so spurlos an mir vorbeigegangen war, wurde es doch 6:30 Uhr bis ich vom Parkplatz der Almbahntalstation in Ehrwald/Tirol loswandern konnte. Der überraschende Entschluss ohne den Umweg über Zuhause von Sachsen aus nach Bayern zu fahren, hatte meinem Bruder Lars (Lumbo) und mir zwar einen zusätzlichen Tag geschenkt, jedoch auch die Tatsache mit sich gebracht, dass ich den Aufstieg auf den höchsten Berg Deutschlands in ausgelatschten Wandergaloschen antrat, die ich normalerweise höchstens noch zum Gassi gehen anziehe, und das auch nur, wenn es vorher drei Wochen nicht geregnet hat, weil halt abgelaufen und kaum noch Profil vorhanden. Stöcke hatte ich auch nicht zur Hand, der Rucksack war unbequem und klein, dafür waren die Vorfreude und der Enthusiasmus umso größer.

Es ging zunächst die Fahrstraße nach oben und schon nach wenigen Metern fing ich an zu transpirieren, a) ob der hohen Temperaturen schon zur frühen Morgenstund´ und b) als Tribut an die letzte Runde beim Hemingway. Es stand das heißeste Wochenende des Jahres bevor, der Himmel strahlte blau wie Bübchencremedosen und die Berggipfel wurden von der Morgensonne angestrahlt. In den Seitentälen war der Bodennebel gefangen, kurzum: ein Bilderbuchmorgen. Nach 45 min hatte ich die Bergstation der Bahn erreicht und wanderte vorbei an der Ehrwalder Alm zur Pestkapelle, die ich aber nicht ganz erreichte, sondern links in den Max-Klotz-Steig abbog und den ersten etwas steileren Aufstieg in Angriff nahm. Hier sah ich dann auch die erste Gruppe von Wanderern, die ebenfalls hoch wollte. Gegen acht Uhr hatte ich bereits 6 km und 800 Höhenmeter hinter mir, Zeit fürs Frühstück. Landjäger mit Brot in der Morgensonne auf einem Stein, ein Bild als hätte es van Gogh gemalt. Nach der Pause dauerte es nicht mehr lange und ich war am Gatterl, zurück im Heimatland. Kurz vorher musste man etwas kraxeln, kein Ding und schnell geschehen. Von dort aus ging´s in leichtem bergauf-bergab weiter Richtung Knorrhütte. Der Blick rüber ins Reintal war sensationell, man konnte auch schon von weitem die Knorrhütte sehen und weiter oben das Schneefernerhaus und noch weiter oben die Bergstation der Zugspitzbahn. Da soll ich noch hin? Ja, herzlichen Glückwunsch. Die Sonne wurde nun noch etwas stärker und obwohl ich schon über einen Liter Wasser getrunken hatte, war mein Mund trocken wie die Sahara im Hochsommer. Gegen 10:00 Uhr erreichte ich die Knorrhütte und bestelle direkt zwei große Apfelsaftschorlen. Eine wurde sofort abgekippt, die andere gesüffelt. An der Knorrhütte werden die Aufstiege von Ehrwald und aus dem Reintal zusammengeführt. Der Weg wurde ab da voller, ich wollte keine lange Pause einlegen und ging relativ bald weiter. Das Gelände war nun nur noch Fels oder Geröll, nix grünes mehr am Wegesrand, nur einige Restschneefelder boten etwas Abwechslung. Es wurde steiler, der Weg war gut markiert und auch problemlos zu gehen. Irgendwann war ich dann auf dem Zugspitzplatt etwas unterhalb der Sonnalpinalm. Wenn man ehrlich ist, sieht es dort im Sommer schon richtig scheisse aus. Die Lifte, der erbärmliche Rest des Schneeferner Gletschers, eine „Schnee-Sommerrodelbahn“ und was sonst noch so da rumsteht, muss halt so akzeptiert werden aber wie auch bspw. in Sölden auf dem Rettenbachferner ist so ein Anblick, insbesondere wenn kein Schnee liegt, eher ätzend. Das war aber auch keine große Überraschung und so machte ich mich weiter gen Gipfel und hatte alsbald den schlechtesten Weg unter meinen Füssen, den ich je gegangen bin. Ich hatte ja schon beschrieben, dass meine Ausstattung eher suboptimal war und auf dem steilen Geröllweg vorbei am Schneefernerhaus kam diese voll zum Tragen. Stöcke wären ein Traum gewesen und stabile Schuhe mit Profil ein Segen. Waren aber nicht verfügbar und so kämpfte ich mich immer hart am Wadenkrampf entlang nach oben. Es war ein bisschen wie Weihnachten als ich wieder in felsiges Terrain kam und die seilversicherte Passage begann. Hier kam ich wieder schneller vorwärts und nach einigen Minuten sah ich meinen Bruder, der mir von der Plattform auf dem Gipfel nach unten zuwinkte. Ein bisschen musste ich der dünnen Luft dort oben Tribut zollen und das Tempo drosseln aber gegen zwölf Uhr war ich auf der Zugspitze, nass geschwitzt, kurzeitig außer Atem aber glücklich.

Als ich wieder bei mir war, traf mich der Zivilisationsschock: Deutschlands höchste Bratwurst, Plastik Pop aus der  Münchner Hütte und Flip-Flop Touristen aus aller Herren Länder, auf der Zugspitzplattform geht es zu wie in Rüdesheim in der Drosselgasse. Nur dass in Rüdesheim keiner versuchen würde, mit Flip Flops aufs Niederwalddenkmal zu kraxeln. Vielleicht ist auf 2962 Metern die Luft für den ein oder anderen schon zu dünn, anders kann man es sich jedenfalls nicht erklären, dass Leute quasi ohne Schuhe aber mit Kindern ans Gipfelkreuz wollen. Für die, die noch nie dort oben waren: es führt kein normaler Weg zum Gipfelkreuz sondern man muss über z. Teil seilversicherte Felsen und Eisenleitern dorthin kraxeln. An sich kein Problem, wenn man einigermaßen geschickt ist und zumindest gescheite Turnschuhe anhat. Beides war aber oftmals nicht der Fall und auch deshalb kam es zu Staus. Insgesamt hat die „auf den Gipfel komm“ Aktion ca. eine dreiviertel Stunde gedauert. Mahlzeit. Genau, zu Mittag gabs dann erst Weisswürste und hinten drauf noch einen Wurstsalat. Dann sind Lumbo und ich mit der Gletscherbahn zur Sonnalpinalm gefahren, den Schotterweg am Schneefernerhaus vorbei wollte ich mir nicht nochmal gönnen.

Es war ca. 14:00 Uhr als wir den Abstieg gen Ehrwald aufnahmen. Es kamen uns viele Wanderer entgegen, einige sahen recht frisch aus, viele andere aber doch sehr gezeichnet ob der großen Hitze, die nun um die Mittagszeit herrschte. Diejenigen, die über das Reintal aufgestiegen sind, hatten wohl auch schon eine ordentliche Wegstrecke hinter sich. Bei mir ging´s noch ganz gut und Lumbo war ja eh noch frisch. Gegen vier kamen wir wieder auf der Knorrhütte an, machten eine Rast und tranken einen sehr willkommenen Radler. Lumbo hatte frisches Wasser mit auf die Zugspitze gebracht, so dass wir ausreichend mit Flüssigkeit versorgt waren aber so ein Radler ist auf keinen Fall zu verachten. Auf der Knorrhütte kann man auch gut übernachten, weil sie sehr zentral gelegen ist. Wenn man auf der Homepage den Belegungsstatus anschaut, merkt man aber auch schnell, dass man sich früh anmelden muss, da kurzfristig nix zu gehen scheint. Sie ist zwar eine DAV Hütte der Kategorie 1 aber angesichts der Tatsache, dass man in drei Stunden im Tal sein kann, sollte das nicht überstrapaziert werden. Wir stiefelten nach dem Radler jedenfalls weiter den gleichen Weg zurück, den ich am Morgen bereits gegangen war. Der ein oder andere könnte ja denken, dass der gleiche Weg an einem Tag irgendwann langweilig würde, dem war aber nicht so. Man hat halt eine andere Perspektive, wenn man in die andere Richtung geht. Was allerdings gleich war wie am Morgen, war der Umstand, dass mir die Sonne ins Gesicht schien. Nach einer guten Stunde erreichten wir das Gatterl und waren somit wieder in Austria, ob wir nun wollten oder nicht ;-). Lumbo hatte sich vormittags noch ein Paar Stöcke gekauft, die ihm im Abstieg gute Dienste leisteten. Mir taten langsam die Beine und vor allem die Füße weh, an den Fersen hatte ich mir bereits im Aufstieg Blasen gelaufen, die nun aufplatzten. Mehr oder weniger steil ging es bergab, vorbei an Kühen, die hier wieder die Vorherrschaft gegenüber den weiter oben weidenden Schafen eingenommen hatten. Lumbo wurde langsam unruhig, da er befürchtete den letzten Lift von der Ehrwalder Alm zur Talstation zu verpassen. Tja, vielleicht hatten wir die eine oder andere Pause zu viel eingelegt, jedenfalls war der Lift bei unserer Ankunft bereits außer Betrieb und wir hatte das Vergnügen auch noch die Fahrstraße bis Ehrwald herunter dabschen zu dürfen. Um 19:00 Uhr waren wir dann unten, die Sonne schien immer noch und wir waren fertig. Mir zitterten die Beine und ich hätte auf keinen Fall noch Auto fahren können. Da der Lumbo aber eher ein fahrendes denn ein laufendes Wesen ist, war er in seinem Element und ist die 450 km von Ehrwald nach Igstadt, wo wir um halb zwölf ankamen, locker auf einer Arschbacke heimgefahren. Noch einen sauergespritzten Äppler und dann macht´s gut Nachbarn, die Sache war gelaufen.

Fazit: Die Zugspitze war der tolle Höhepunkt einer prima Woche, ca. 2500 km durch Deutschland. Wir haben 13 Bundesländer zumindest per PKW bereist, waren auf 8 Gipfeln und haben viele tolle Flecken kennen gelernt. Es war nie langweilig mit dem Lumbo und wir hatten viel Spaß. Ohne die Errungenschaften der modernen Technik wie Navi, IPad oder Smartphone wäre die ganze Organisation bestimmt nicht so spontan möglich gewesen, ich denke, vor 5-6 Jahren hätten wir das Ganze so noch nicht durchziehen können. So wie´s war, war´s eigentlich perfekt und ich bin mir sicher, die letzten Gipfel machen wir auch noch. War geil, Lumbo!



































SACHSEN, Fichtelberg


Sachsen: Fichtelberg (1215,8 m ü. NN)
Kurz nachdem wir den Stasi-Weiler am Kutschenberg verlassen hatten, waren wir auch schon in Sachsen, wurden im Vorbeifahren freundlich von den Jakob Sisters begrüßt und setzten unsere Besuchsreise an Dresden und Karl-Marx-Stadt vorbei nach Oberwiesenthal fort. Unterwegs überlegten war angestrengt, ob wir vielleicht am nächsten Tag schnell noch an die Zugspitze fahren wollen. Irgendwo in den vergangenen Tagen hatten wir einen Tag gewonnen und nun stellte sich die Frage, wie wir diesen volkswirtschaftlich am sinnvollsten nutzen können. Eine Reise an die Zugspitze lag auf der Hand, insbesondere wenn man die hervorragende Wettervorhersage mit in die Betrachtung einbezog. Leider hatten wir fürs Hochgebirge nicht das entsprechende Equipment an Bord, doch sehr wahrscheinlich in einem Anfall geistiger Umnachtung dachte ich, dass man mit DHL Express innerhalb Deutschlands ein Päckchen von einem Tag auf den anderen von Wiesbaden nach Garmisch schicken können müsste. Schnell bei Birte angerufen, Päckcheninhalt aufgezählt, Packstation rausgesucht und Sie hat alles ruckzuck den Logistikgiganten von DHL übergeben, bitte per Express an die Packstation 116. Da wir noch keine Unterkunft in Garmisch hatten und vermutlich sogar im Österreichischen Ehrwald nächtigen wollten, war die Packstation als Empfängeradresse für mich die logische Konsequenz. Wie naiv…

Kurz vor Oberwiesenthal gab´s kurzzeitig Verwirrung, weil eine Durchfahrtstraße gesperrt war. Dem Lumbo sind solche Sperrungen aber eigentlich egal und er fuhr trotzdem durch und so kamen wir auf schnellstem Wege in das sächsische Wintersportmekka Oberwiesenthal, wö där Jens und andere Sportlegenden kerzengerade aufgewachsen und zu Kanonen geworden sind. Wie es dort im Winter aussieht kann ich nicht beurteilen, im Sommer ist es jedenfalls nicht so prickelnd. Findet offensichtlich auch der Besitzer einiger Unterkunftsmöglichkeiten im Ort. Getrieben von Selbstlosigkeit und Liebe zu seiner Heimatgemeinde hat er eine Protestaktion am Marktplatz gestartet und ein nicht zu übersehendes Haus zu einem Mahnmal wider der Vernachlässigung des Sommertourismus` umgestaltet. Macht´s Ort aber auch nicht schöner. Die meisten Wirtshäuser waren geschlossen, wir checkten im Rathaushotel ein mit Abendessen vom Buffet und neuem Bad und Fernseher usw., alles Dinge, die man nach zwei Nächten im Zelt sehr zu schätzen weiss. Und so sind wir dann auch zeitig aufs Zimmer und obwohl Deutschland gegen Argentinien sang- und klanglos verlor ist der Lumbo direkt eingeknackt.

Das Frühstück am Donnerstagmorgen war besser als das Abendessen am Mittwoch. Obs an der Tageszeit oder am Wochentag lag, kann ich nicht beurteilen. Das Wetter war zum ersten Mal während unserer Expedition eher durchwachsen aber noch trocken. So verloren wir nach dem Frühstück keine Zeit, fuhren alsbald zum Fichtelberg. Wir parkten an der letzten Bushaltestelle unterhalb des Gipfelplateaus und stiefelten die noch fehlenden Meter zum Gipfel. Auf dem höchsten Punkt des Fichtelberg steht eine Restaurant, super. Aber einige helle Köpfe haben ein Kreuz aufgestellt und stellvertretend für die Panoramaaufnahme im Restaurant haben wir uns dann vorm Gipfelkreuz geknipst. Nach den Bergriesen im Norden der Republik bot der höchste Punkt Sachsens zumindest mal eine veritable Aus- und Fernsicht. Trotz der sehr wintertouristischen Prägung sah das zumindest in der Umgebung auch noch ganz gut aus. Das Plateau an sich hat mich ein bisschen an den Feldberg bei uns im Taunus erinnert. Na ja, es begann leicht zu nieseln, wir hatten noch eine weite Fahrt nach Süddeutschland vor uns und so sind wir nach kurzer Begutachtung der Friedensglocke zurück zum Kraftfahrzeug und dann nach Tschechien, Lumbo brauchte Zigaretten und Schnaps. Die Kippen waren dann auch tatsächlich deutlich preisreduziert, der Schnaps aber nicht. Kein Wunder, dass die östlichen Nachbarn lieber beim Rewe um die Ecke einkaufen. Wir fuhren eine ganze Zeit durch die Tschechische Republik und das war auch teilweise eindrucksvoll zu sehen. Ich war kurz nach der Wende mal dort, um nach Snowboardmöglichkeiten Ausschau zu halten. In manchen Ortschaften, die wir passierten, sah es noch genauso aus wie damals. Und damals sah es scheisse aus. Irgendwann waren wir wieder in Deutschland und gegen Nachmittag auch in Garmisch. Wir wollten zur Packstation. Ein Blick auf die Sendungsverfolgung im Internet zeigt aber, dass der Zustellversuch an der Packstation fehlgeschlagen war. Wie geht das denn? Keiner Zuhause? Irritiert sprach ich einen DHL Fahrer an, der gerade die Packstation bestückte. Er konnte sich das auch nicht erklären, es waren noch genügend Fächer frei. Ich wurde etwas ärgerlich und sagte, dass so eine Expresssendung ja auch nicht gerade billig sei. Daraufhin schaute er mich an, schüttelte den Kopf und meinte „ja, wenn du mit Express geschickt hast, dann kann ich das schon verstehen. Die haben von einer DHL Packstation nur 5% der Fächer. Die sind dann schon mal voll“. Ich war baff. 5%! Die Station hatte 20 Fächer, somit hat Express gerade EIN Fach zur Verfügung. Sauber. Also habe ich die Hotline angerufen, die mir den gerade eben in Erfahrung gebrachten Sachverhalt bestätigten. „Wie komme ich nun an mein Päckchen?“. „Sie können es beim nächsten Verteilzentrum abholen, ab morgen.“ „ Wo ist das nächste Verteilzentrum?“. „München“. Vielen Dank, ihr Kappen. Wie konnte ich nur der Einbildung erliegen, dass man problemlos innerhalb eines Tages etwas von A nach B hätte schicken können, ohne dass man eine feste Adresse angibt? DHL ist ein ehem. Staatsbetrieb, wie konnte ich das nur vergessen? Von der Telekom erwartet man ja auch nicht, dass man innerhalb eines Tages einen Telefonanschluss freigeschaltet bekommt, oder innerhalb eines Monats… Also, nix war´s und nachdem wir in einem Restaurant auf einem schönen Aussichtsberg gespeist hatten fuhren wir nach Ehrwald in Österreich, Basecamp für die anstehende Zugspitzbesteigung. Die Akklimatisierung fand nach Einzug umgehend in der hoteleigenen „Hemingway Lounge“ statt.

Fazit: Oberwiesenthal ist im Westen hauptsächlich durch den ein oder anderen prominenten Sportler bekannt geworden und ich hatte etwas mehr erwartet. Warum weiss ich auch nicht. Da man dorthin aber einige Kilometer abseits der Autobahn unterwegs ist, konnten wir einen ganz guten Eindruck von der Landschaft gewinnen und der war gut. Wenn man auf Mittelgebirgswandern steht und nicht immer in die sächsische Schweiz will, dann ist das Erzgebirge bestimmt eine Alternative. Und vielleicht hat man außerordentliches Glück und trifft den Holzmichl…









BRANDENBURG, Kutschenberg


Brandenburg: Kutschenberg (200,7 m ü. NN)
Der Weg führte vom Südosten Berlins weiter nach Süden an die Grenze von Brandenburg und Sachsen. Der Kutschenberg ist nicht die höchste Erhebung von Brandenburg. Da der Gipfel der Heidehöhe aber in Sachsen liegt, ist er der höchste Berg in Brandenburg. Der Weg zum Gipfel führt u. a. durch ein Ferien-Wohnanlage, mit Schranke gesichert. Als wird da hindurch gewandert sind, kam mir sofort die Stasi in den Sinn. Irgendwie hatte ich ein beklommenes Gefühl und es sah dort tatsächlich so aus, als ob das die Wochenendhäuschen von ehem. Parteigrößen gewesen wären. Schilder mit Aufschriften wie „Zutritt nur für Siedler“ (zum Glück sind der Lumbo und ich ja geborene Siedler…) untermauerten diesen Eindruck. Hinter jedem Fenster lauerten zwei Augen und beobachteten uns. Wir ließen uns aber nicht weiter irritieren und führten unseren subversiven Marsch zu den Höhen Brandenburgs fort. Wieder kamen wir, oh Wunder, in einen Wald und auch der mit einem Stein markierte Gipfel lag im Wald. Der Weg zurück führte erneut durchs Stasi-Naherholungsheim und als wir an unserem Auto ankamen waren wir froh, ohne Verhör den Ort des Geschehens verlassen zu können. Weiter gings Richtung Oberwiesenthal zum Weissflog Jens.

Fazit: Abgesehen vom Kutschberg hat Brandenburg bestimmt viele schöne Ecken, eine davon haben wir am Oberuckersee erleben dürfen. Es hat aber auch viele einsame Ecken, wenn also jemand mal nix erleben will, ist Brandenburg auch ein guter Tipp. Aber Vorsicht: nehmt was zu essen mit! (http://www.youtube.com/watch?v=uellmynA34U)